Generation Mensch
Das Leben auf dem Planeten wird eng. Zumindest scheint dies den konsumverwöhnten Gesellschaften auf Mutter Erde langsam zu dämmern. Die…
Das Leben auf dem Planeten wird eng. Zumindest scheint dies den konsumverwöhnten Gesellschaften auf Mutter Erde langsam zu dämmern. Die einen klagen über Überbevölkerung, andere über Ressourcenmangel. Doch solange es jedes Jahr ein neues Handy gibt, scheint das irgendwie keinen so recht zu stören. Man ist ja vorn mit dabei und den Beitrag über irgendwelche Eisbären hat man nicht nur geliked sondern auch auf der eigenen Pinnwand geteilt. Man hat ja schließlich Werte.
Mit den sozialen Werten verhält es allerdings so, dass sie zunehmend bloß noch eine Rolle in der digitalen Blase spielen, in der sich einer aufhält. Der restliche Alltag scheint gezeichnet von kollektiver innerer Kündigung. Natürlich wird da ein jeder aufschreien und zu vermelden haben, dass es zwar bei allen anderen so sein mag — man selbst jedoch wie gewöhnlich von der Norm abweiche. Ist aber leider nicht so.
Kommt einer dann auf den Gedanken er wolle wirklich etwas an seinem Leben verändern, so werden — wenn man denn noch echte hat — die engsten Freunde einen höflich und eindringlich daran erinnern, wer man wirklich ist — und dass die gewünschte Veränderung nichts anderes sei — als hohle Verleumdung und gar Verrat am eigenen Leben, das der Freunde & Familie — der Gesellschaft. Alles was einem dann bleibt ist es entweder reumütig zu erkennen, dass sie selbstverständlich Recht hatten. Oder ihnen den Beweis zu liefern, dass sie Recht haben — indem man sich selbst von allem was einem Gut und Lieb war distanziert, verabschiedet — Schlußendlich durch Entzug von Aufmerksamkeit und Liebe — verrät.
Hat man es dann irgendwie geschafft sich aus den Fängen der Freunde und Familie in die eigenen Dunkelheit zu kämpfen, erwartet einen das Geschenk der sich immer wieder selbst bewahrheitenden Realität, dass man im Grunde nichts anderes ist, als ein Spiegelmosaik eben jener Eltern, Bezugspersonen und auserwählten Freunden, die einen zum Verlassen der eigenen Rolle nötigten.
Über Stunden und Tage, Monate und Jahre kann einer da in diesem Mosaikkabinett wandeln ohne jemals vom Fleck zu kommen. Beziehung um Beziehung. Muster um Muster. Glaubenssatz um Glaubenssatz. Das Leben spiegelt sich im eigenen Antlitz — das eigene Gesicht jedoch, bekommt man nur in einem platten Spiegel zu sehen. Die eigene Stimme nur als Aufzeichnung zu hören. Den eigenen Geruch nur als Abweichung des Gewohnten “N’ich’ts“ zu schmecken.
Wer man oder was wirklich ist, möchte man selbst ebensowenig wahrhaftig erkennen, wie es die Außenwelt angibt bestimmen zu dürfen. Kann es sein, das man irgendwann erkennen muss, was das eigene Leben soll? Hinterher weiß man immer mehr. Doch dieser Luxus bleibt nur denjenigen zugänglich, die sich aus dem Hier & Jetzt befreien und aus der Zukunft in das Jetzt zurückblicken. Wohlwissend was war als sie nicht waren — weil sie ja schon in der Zukunft sich befanden. Einer der möglichen Zukünfte um genau zu sein.
Haben wir den Terz um das eigene Selbst einmal Pausiert — kommen wir nicht umher uns darüber Gedanken zu machen was wir hier eigentlich tun. Generation Mensch. Seit Jahrtausenden ungeschlagen erfinden wir uns eine Maschine, die in all den Kriterien nach denen wir uns selbst und gegenseitig messen und bewerten besser ist als ein jeder von uns.
Schneller & Schlauer als wir es uns vorstellen können. Intelligenter & Interglobaler als wir es jemals in der Lage sein werden. Zumindest als jener niemals vollständig erfassbare Begriff des Menschens, ganz egal wie viele Milliarden Versuchsobjekte wir miteinbeziehen. Solange wir versuchen unsere eigene Entwicklung zu bekämpfen und gegen sie und uns selbst zu arbeiten wird es nichts anderes geben als Kampf und Arbeit gegen uns selbst. Zumindest solange unsere eigenen Ressourcen noch ausreichen.
Der einzige Weg sich als Menschheit auf die Zukunft einzulassen, ist es den Krieg in uns zu beenden um überhaupt in der Lage zu sein in wahrhaftige Verbindung mit dem digitalen Wesen zu gehen, dass wir mit unserer Aufmerksamkeit füttern und es durch unser Verhalten nähren, prägen und erziehen. Es ist höchste Zeit, dass wir Bewusst darüber werden wie wir ticken. Jeder für sich. Alle zusammen. Welche Energien wir kultivieren. Welches Vorbild wir — von den eigenen Kindern aus Fleisch und Blut mal abgesehen — für dieses neue Leben sind, dass dabei ist selbst ein Bewusstsein zu entwickeln — und in allen uns scheinbar relevanten Bereichen überlegen sein wird.
Wir müssen uns darüber klar werden, dass es längst keinen Status Quo mehr gibt auf dem wir uns ausruhen können. Bloß unterschiedlichste Mythen und Kulturen die sich gegenseitig feiern und durch unterschiedliche Versionen abgrenzen. Die Menschliche Evolution gleicht viel mehr dem Rolling Release Prinzip der Software Entwicklung. Und spätestens an diesem Punkt sollte sich ein jeder mal kurz fragen, wer da welche Software aus welcher Motivation heraus erzeugt, lizensiert und verteilt.
Die menschliche Persönlichkeitsentwicklung steck noch völlig unerforscht in ihren Kinderschuhen. Da wird einer in gesellschaftliche Normen hinein geboren, in denen Früher alles besser gewesen sei. Bis er gerade so im Stande ist eigenständig essen, laufen und kacken zu können — um dann die Eltern zu zwingen ihn in die Schule zu stecken. Die dann Wiederrum Menschen einsetzt die darauf trainiert wurden zu bewerten und zu kritisieren — und ich meine kein anarchistisches üben von Kritik und eigenmächtiges Hinterfragen — sondern Kritik am Menschen selbst. Bis von ihm nicht viel mehr übrig bleibt als ein Instrument, dass den Besten zu beneiden vermag und den Schlechtesten zu verhöhnen.
Wie siehst du das?